Bei Messier 24 handelt es sich um kein Deepsky-Objekt im eigentlichen Sinne, sondern um ein Fenster im
interstellaren Staub, durch welches wir tief in einen Spiralarm unserer Galaxis blicken können. Wohl aufgrund des
kompakten Erscheinungsbildes nahm Charles Messier 1764 diese Sternwolke in seinen Katalog nebliger Objekte mit auf.
Wir blicken nun von unserem Sonnensystem - also vom inneren Rand des Orion-Arms - fast schon in Richtung Zentrum im
etwa 10.000 Lichtjahre entfernten Sagittarius-Carina Spiralarm. Während die vorgelagerten Staubwolken in der Ebene
der Milchtrassenscheibe den Blick auf das Zentrum unserer Galaxis zumindest im sichtbaren Licht verhüllen, kann man
bei M 24 eine leise Ahnung davon bekommen, was wäre, wenn dieser Staub das noch hellere Zentrum nicht um bis zu 30
Größenklassen schwächen würde und wir einen freien Blick in diese Richtung hätten!
Vom "Great Rift", der großen Dunkelteilung vom Schwan bis zum Adler ausgehend, kann man von lichtverschmutzten
Gegenden Mitteleuropas aus allenfalls noch die "Schildwolke" leidlich erkennen - noch weiter südlich verschleiern die
Aufhellungen der Zivilisation am Horizont häufig die Sicht auf die ca. 12° tiefer gelegene "kleine Sagittariuswolke"
M 24. Dabei ist M 24 von wirklich dunklen Standorten mit einer Gesamthelligkeit von 4,5mag zwar deutlich kleiner,
aber visuell sogar etwas heller als die bekanntere Sternwolke im Sternbild Schild!
Allerdings sollte man sich schon gegen Ende der Dämmerung in diese Richtung orientieren, denn der höchste Punkt der
Bahn am Himmel wurde Ende September um 19:30 Uhr überschritten und nun neigt sich das Sichtbarkeitsfenster für diesen
Sommer langsam dem Ende.
Freisichtig fällt M 24 unter einem dunklen Himmel sofort als kompakte Aufhellung zwischen den Dunkelstrukturen der
Milchstraße auf und es ist ein Leichtes, die elliptische Form (1,5°x0,8°) nachzuvollziehen.
Schon mit einem kleinen Fernglas ausgerüstet lassen sich die hellsten Sterne in M 24 auflösen (es handelt sich um
Überriesen) und der beste Gesamtanblick ergibt sich in größeren Ferngläsern oder Richfield-Teleskopen mit
Vergrößerungen, die etwa ein Gesichtsfeld von 2,5°-3° zulassen.
Bei noch höheren Vergrößerungen geht nun zwar der Gesamteindruck verloren - man sticht mitten in die Sternwolke
hinein - aber tausende Sterne (einige sehr helle und sehr viele schwache) lassen einen kleinen Eindruck von der
schieren Menge der Sterne unserer Galaxis aufkommen. Führen Sie sich dabei vor Augen, dass die Sonne in diesem
Abstand von uns zu den schwächsten sichtbaren Sternen im Okular gehören würde!
Nun sollten die eigentlichen Deepsky-Objekte in M 24 probiert werden, die zwar nicht besonders auffällig sind,
dafür aber ihren besonderen Reiz haben:
Zum Einstieg kann mit Öffnungen von über 4" und Vergrößerungen ab 30x nach einem kleinen und schwachen "Nebel"
mitten im Sterngewimmel Ausschau gehalten werden, der sich mit Hilfe der Aufsuchkarte auf Seite 4 finden lässt -
es handelt sich dabei um den Offenen Sternhaufen NGC 6603.
In manchen Sternkarten wird NGC 6603 mit M 24 gleichgesetzt. Dies ist aber falsch, denn Messier beschreibt in seinen
Notizen eindeutig die große Sternwolke und nicht diesen bei schwacher Vergrößerung recht unscheinbaren Sternhaufen
mit einer Gesamthelligkeit von nur 11 mag.
Mit kleinen Optiken hebt sich NGC 6603 nur sehr wenig von den vielen Feldsternen inmitten M 24 ab, aber spätestens
ab 8" Öffnung und Vergrößerungen ab 60-80x kann der an schwachen Sternen reiche Sternhaufen direkt nördlich eines
roten Überriesen in M 24 zumindest teilweise aufgelöst werden. Ab 10-12" werden bei hoher Vergrößerung 50-80 durchweg
schwache Sternchen sichtbar, die vor einem nebligem Hintergrund aus immer noch unaufgelösten Sternen stehen.
Fast erweckt NGC 6603 in größeren Optiken den Eindruck eines gering ausgeprägten Kugelsternhaufens, sofern die
Himmelsqualität das Erkennen schwächster Sterne zulässt. Hervorzuheben ist eine hübsche Sternkette, die sich quer
durch das Zentrum des Sternhaufens zieht, ansonsten scheinen die Sterne eher gleichmäßig verteilt.
Etwa 45 Bogenminuten nordwestlich NGC 6603, am Westrand von M 24, findet sich "hinter" (von NGC 6603 ausgehend) einem
8mag Stern eine recht auffällige Region, in der plötzlich die Sterndichte auf ein Minimum abfällt. Der etwa
10 Bogenminuten durchmessende Dunkelnebel Barnard 92 stellt das Kontrastprogramm
zum Zentrum von M 24 dar und hebt sich unter guten Bedingungen ab 8" und mittleren Vergrößerungen eindrucksvoll
kontrastreich vom Sterngewimmel der Milchstraße ab. Generell benötigen Dunkelnebel - also interstellarer Staub -
sehr gute Himmelsbedingungen, die wir aber am HTT-Standort sicher vorfinden werden. Deswegen sollte nun besonderes
Augenmerk auf diese sonst vernachlässigte Gruppe der Deepsky-Objekte gelegt werden! Etwa 20 Bogenminuten nordöstlich
folgt eine weitere, ähnlich ausgeprägte Dunkelwolke, bei der es sich um
Barnard 93 handelt.
Bei beiden Dunkelnebeln fällt es schwer, die Grenzen festzulegen, es sollte sich aber ein interessanter Effekt
erkennen lassen: Im Gegensatz zum "Schwarz der Dunkelnebel" wirkt der Himmelshintergrund der unmittelbaren Umgebung
leicht aufgehellt. Schwärzer als Schwarz geht nicht? Natürlich nicht, aber um diese Dunkelnebel herum blicken wir auf
eine große Anzahl unaufgelöster schwacher Sterne der Milchstraße, die den vermeintlich dunklen Hintergrund leicht
aufhellen und dies wird im direkten Vergleich mit den Dunkelnebeln als leichter Kontrast im Okular deutlich.
Versuchen Sie, diesen häufig von visuellen Beobachtern geschilderten Effekt selbst nachzuvollziehen!
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