Mehrere Objekte in einem Gesichtsfeld betrachten zu können, bietet dem visuellen Beobachter einen ganz besonderen
Reiz. Noch interessanter wird es, wenn es sich um Objekte sehr unterschiedlicher Natur handelt und diese scheinbar
nah beieinander stehen, in Wirklichkeit aber räumlich sehr weit voneinander entfernt sind. Bei NGC 6712 handelt es
sich um einen 21.000 LJ entfernten Kugelsternhaufen, während der Planetarische Nebel IC 1295 nicht mehr als 2.000 LJ
(keine genauen Angaben gefunden) von uns entfernt stehen dürfte - alle Vorraussetzungen für ein interessantes
Deepsky-Erlebnis scheinen hier also gegeben!
Beim Aufsuchen sollte man sich zuerst auf den Kugelsternhaufen konzentrieren. Verlängert man freisichtig die
Strecke α Sct - δ Sct um etwas mehr als dieselbe Entfernung nach Osten, so findet sich dort ein
5,8mag Stern, der nun im schwach vergrößernden Okular eingestellt wird. Reichlich 0,5° in nordöstlicher Richtung
stößt man auf ein gut sichtbares Sternpaar, welches zu einem spitzen, schiefwinkligen Dreieck nach Norden ergänzt
werden muss, um zu NGC 6712 zu gelangen.
Ab 4" Öffnung und schwacher Vergrößerung wird NGC 6712 als kleiner, runder Nebel zu erkennen sein. Wird die
Vergrößerung auf über 100x gesteigert, so ist der Kugelsternhaufen immer noch ausreichend hell, kann aber noch nicht
in Einzelsterne aufgelöst werden. Spätestens ab 8" sollten bei dieser Vergrößerung die ersten Einzelsterne sichtbar
werden, welche vor einem Nebel unaufgelöster Sterne stehen. Dabei fällt ein flächiger Zentralbereich auf, der sich
durch eine leichte Helligkeitsstufe von den Außenbereichen abhebt. Insgesamt erscheint der KH gering zur Mitte
konzentriert (siehe dazu auch M 2 unten).
Unter guten Bedingungen kann bei NGC 6712 von einem schwierigen Objekt nicht die Rede sein! Etwas anders schaut es
da mit besagtem Planetarischen Nebel aus, denn für IC 1295 ist die Verwendung eines Nebelfilters für eine
erfolgreiche Sichtung dringend anzuraten. Schraubt man einen UHC-Filter in das Okular, so ist mit mittleren
Öffnungen NGC 6712 zwar abgeschwächt, aber immer noch eindeutig zu erkennen.
Beim Schwenk in östliche Richtung stolpert man förmlich über die große Nebelfläche des PN, die nur Dank des
Nebelfilters gut zu erkennen ist. Will man beide Objekte in einem Gesichtsfeld betrachten, so sollte
dieses über 0,5° Durchmesser besitzen. Der PN selber ist ab 4", 30x Vergrößerung und
Nebelfilter eindeutig zu erkennen, erscheint aber mit kleinen Öffnungen nur als strukturlose Fläche.
Ab 8-10" Öffnung und mittleren Vergrößerungen (~100x) kann damit begonnen werden, nach der sehr
dezenten Ringform in Form einer leicht dunkleren Mitte Ausschau zu halten. Mit den großen Teleskopen auf der
HTT-Wiese könnte es gelingen, den 15mag schwachen Zentralstern zu erkennen.
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